„100th Window“ von MASSIVE ATTACK hat einen kleinen Bruder bekommen, der sich widerborstiger und gleichzeitig mutiger gibt.
Was ist denn hier los? Die Sonne dort draußen verdunkelt sich und aus der Anlage bewegt sich langsam eine zähe und bedrohliche Masse auf mich zu. Ich versuche zu schreien, aber dieses Ding verschlingt mich mit Haut und Haaren, ein ohrenbetäubender Lärm und nicht identifizierbare Klänge ertönen und ich befinde mich im Inneren eines schlimmen Albtraums. Es ist heiß hier drin und verzweifelte Schreie umgeben mich, wollen mich warnen vor einem bösen Trip ohne Wiederkehr. Willkommen in Anadonia…
PUREH sind die Schöpfer dieses Monstrums und haben ihre Wurzeln in Slowenien, wo sie schon mit ihrem Mix aus Industrial, Trip Hop und Free Jazz Aufmerksamkeit erregen konnten. Immer wieder fallen einem Ähnlichkeiten zu Bands wie MASSIVE ATTACK oder ORBITAL auf, aber PUREH erschaffen tatsächlich eine eigenwillige Kreation, die sie zusammen mit aufwendigen Videoprogrammen regelrecht aufführen. Ein wenig fühle ich mich da an die Underground Helden von GOD IS AN ASTRONAUT erinnert, die auch eine visuelle Komponente in ihren sphärischen Ambientrock einbauten und somit schnell Bekanntheit in Indiekreisen erreichten. Nun sollte man diese Formationen nicht auf das Visuelle reduzieren, denn auch so erzeugen PUREH großes Kopfkino und wohliges Unbehagen.
„100th Window“ von MASSIVE ATTACK hat einen kleinen Bruder bekommen, der sich widerborstiger und gleichzeitig mutiger gibt. Schade dass ich dieses Erlebnis nicht live erleben kann, so wie die Besucher der Expo 2000 in Hannover, wo man mit den auch hier bekannten LAIBACH performen durfte. Sollte man die Möglichkeit bekommen, diese Gruppe in Zuge eines Video oder Artfestivals zu Gesicht zu bekommen, kann nicht hier nur meine Empfehlung abgeben. Unterhalb der ranzigen Mainstream Fettschicht wächst der Electro Underground und bringt interessante Gewächse wie „Anadonia“ zum Erblühen.